Heavy Metal gilt in Jordanien als Teufelszeug, doch die Szene hält tapfer dagegen. Ein Besuch in Amman.
Sie erkennen den Spion, wie sie ihn später nennen werden, bereits im Foyer. Er kommt allein, druckst und schwitzt, als sie seine Konzertkarte kontrollieren. Adam Lebzo seufzt. „Wir wussten genau, wer das war.“ Reingelassen haben sie ihn dennoch. „Wir haben doch nichts zu verbergen.“ Lebzo ist Musiker und würde er in Europa oder Amerika leben, seine Geschichte wäre keine besondere. Doch der Gitarrist, Sänger und Bassist Lebzo lebt in Jordanien und spielt Metal. Eine ideale Kombination, wenn man auf ein Leben voller Probleme aus ist.
Der Mann, den Adam Lebzo und seine Freunde Spion nennen, ist Blogger. Seinen Bericht veröffentlicht er kurz darauf auf der Webseite Sawaleif. „Bei öffentlichem Konzert gezeigte Gesten werfen Fragen auf“, behauptet die Überschrift, die mit drei Ausrufezeichen endet und gut auf den Tenor des Stücks einstimmt. Freimaurer hätten sich da getroffen, Empörung sei angebracht. „Er meint die Metal-Hand“, sagt der 23-jährige Lebzo. Geschlossene Hand, Zeige- und kleiner Finger abgespreizt. „Ich habe keinen blassen Schimmer, wie der darauf kommt, wir seien Freimaurer.“ Zu spät. Auf Facebook teilen mehrere tausend Jordanier den Artikel und den körnigen, heimlich gefilmten Konzertmitschnitt.
Lebzos Eltern, strenggläubige Tscherkessen, werfen ihren Sohn aus dem Haus. Der kommt bei Freunden unter und überredet die Sawaleif-Betreiber, seine Gegendarstellung zu veröffentlichen. Die willigen schließlich ein, doch der Artikel zeigt keine Wirkung.