Aus der Spur

Hunderttausende Uiguren sind aus China geflohen — besonders viele nach Istanbul. Der Neuanfang ist vor allem für junge Uiguren schwer.

Gleich beginnt Samarjan Saidis Workshop. Die breiten Schultern des früheren Amateur-Boxers zeichnen sich unter seinem beigen Shirt ab, in der rechten Hand hält er das Mikrofon, das mit einem Kabel an eine Box angeschlossen ist. Prüfend blickt er in den Konferenzsaal, der mittlerweile bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Es geht los.

Die Veranstaltung beginnt mit einem gemeinsamen, islamischen Gebet. Doch heute geht es nicht um Glaubensfragen, heute geht es ums Geschäft. Kapuzenpullover und Hijabs, lässige Begrüßungen und kippelnde Stühle: 40 junge Uigurinnen und Uiguren sind an diesem Samstagmorgen in den von Saidi angemietete Raum in der Kultur Universität im Stadtteil Küçükçekmece gekommen. Viele gehen noch zur Schule, einige studieren bereits. Sie alle wollen lernen, wie aus einer Geschäftsidee ein Unternehmen wird — wie sich eine Zukunft aufbauen lässt.

Was glaubt ihr, was ist die wichtigste Zutat, wenn es darum geht, sich gemeinsam mit anderen selbstständig zu machen? Na, wer hat eine Idee?

Saidi hat den Jugendclub Palwan gegründet, der zu dem Workshop eingeladen hat. Selbstbewusst moderiert er die Debatte. Lacht, motiviert, fragt nach. Bis zu 50.000 Uiguren leben im Exil in der Türkei. Es sind die Überlebenden der chinesischen Politik der Unterdrückung in der Region Xinjiang.

Als Turkvolk in ihrer westchinesischen Heimat marginalisiert, gelten sie den Türken als Brudervolk. Wer chinesischen Gefängnissen entkommt, den verschlägt es oftmals nach Istanbul. So beginnt für ein Neuanfang in der Fremde, der vor allem jungen Uiguren einiges abverlangt.

… vollständige Reportage hören (Deutschlandfunk — Aus Religion und Gesellschaft)

April 30, 2025 · Türkei · Deutschlandfunk · Audio


Westturkistan