Seit 2014 läuft eine Front durch die Ostukraine, trennt Familien und Freunde, zerschneidet Lebensläufe. Ein Besuch bei Menschen, die dem Krieg dennoch einen Alltag abtrotzen.
Dumpfes Scheppern, nur wenige Kilometer entfernt. Wieder ist ein Stück Ukraine explodiert. Abgefeuert aus den Separatisten-Gebieten zielt die Artillerie auf unsere Seite der Front, die den Osten des Landes zerschneidet. Wo genau, zeigt uns Brigade-Kommandeur Maxim Hryhorovych mit ausgestrecktem Arm. Dann steigt er schnell wieder in seinen Geländewagen. Nicht der Beschuss, sondern einsetzender Regen treiben den Soldaten zum Rückzug.
Ich und die anderen stehen seit fast sieben Jahren an der Front. Wenn wir Angst vor russischen Soldaten hätten, wären wir längst nicht mehr hier.
Hryhorovych führt eine Einheit, die Separatisten, Spione und Saboteure jagt. Die Gegend um die Frontstadt Avdiivka ist für ihn in den letzten Jahren Heimat geworden. Hier und im Krieg hat sich der Mittdreißiger eingerichtet, erzählt er uns abseits der Kontaktlinie — wie die Front genannt wird — in einem kleinen Café.
Im Krieg gibt es keine leichten Schlachten. Jeder Kampf war hart und blutig. Als ich in Pisky in der Nähe des Flughafens von Donezk stationiert war, tat ich mich schwer, meine Familie anzurufen. Ihnen hatte ich gesagt, ich sei in Charkiw und nicht an der Front. Sie anzurufen war also schwer, nicht weil es keinen Empfang gegeben hätte, sondern weil es keine Minute ohne Explosion, Schüsse oder Granatfeuer im Hintergrund gab.
… vollständige Reportage hören (Deutschlandfunk Kultur — Weltzeit)