Heimat und Heavy Metal
Hussam Alrefaie reist nach elf Jahren im Exil zurück nach Syrien. Kann er sich einen Neuanfang in der alten Heimat vorstellen?
Berlin im Januar. Die Sonne scheint auf die Menschen im Tiergarten, dem großen Park im Herzen der Hauptstadt. Hussam Alrefaie — Sam — trägt einen Mantel, um den Hals ein Palästinensertuch und eine Schiebermütze auf dem Kopf. In der Hand ein blauer Reisepass, den er aufklappt und zeigt.
So sah ich aus, bevor mein Bart grau wurde. Da war ich das letzte Mal hier. Am 15. November 2018.
Hier, damit meint Sam die syrische Botschaft. Die Vertretung des Landes, in dem er geboren wurde und aufwuchs. Vom Park aus, hinter einer Straße, sieht man das Gebäude.
Als ich das letzte Mal meinen Pass verlängert habe, hatten die Leute Angst, reinzugehen — in die Botschaft ihrer Heimat.
Im Kontrast zu der eleganten Kupferfassade der Nordischen Botschaften gegenüber wirkt das Stadtpalais der Syrischen Botschaft heruntergekommen. Ein Ort der Angst, berüchtigt für bürokratische Schikane. Aber Sam lächelt. Denn: An der Botschaft weht eine neue Flagge.
Viele wissen das nicht, aber das ist nicht die Flagge der Revolution. Sie steht für die Unabhängigkeit von der französischen Besatzung, also für die Zeit vor Assad. Da bekomme ich Gänsehaut. Ich hätte nie gedacht, dass ich die mal an der syrischen Botschaft hängen sehe.
Sam will seinen Pass verlängern. Denn er plant eine Reise nach Syrien. Zurück in ein Land, aus dem er vor elf Jahren fliehen musste. Gejagt von einem Geheimdienst, der auf das Kommando von Bashar al-Assad hörte. Seit der Diktator am 8. Dezember 2024 selbst zum prominentesten Flüchtling Syriens wurde, träumt Sam von einer Reise nach Latakia, die Küstenstadt, in der er aufgewachsen ist und in der bis heute seine Familie lebt.
Sam zieht noch einmal an der Zigarette, tritt die Glut aus und verschwindet in der Botschaft.
… vollständige Reportage hören (Deutschlandfunk — Das Feature)