Kopf an Kopf
Politischer Nationalismus vergiftet das Miteinander in Bosnien-Herzegowina. Der Stierkampf bringt Bosniaken, Serben und Kroaten dennoch friedlich zusammen.
Es ist 12 Uhr mittags und die Stimmung auf der Wiese irgendwo im bosnischen Hinterland ist prächtig. Ein Kettenkarussell wirbelt Kinder durch die Frühlingsluft. Der Qualm Dutzender Grills zieht über das Festivalgelände. Es riecht nach Fleisch und gemähter Wiese. Vielleicht 6000 Schaulustige sind unterwegs — einige mit Zuckerwatte, andere mit Bierflasche in der Hand. Ein einfaches Fest auf dem Land? Nicht ganz.
In einer von Zuschauern umringten abgezäunten Arena mitten auf dem Festgelände krachen zwei Stierschädel aufeinander. Ein Sprecher heizt das Publikum an. Nass vom Schweiß glänzt das Fell der Tiere. Wie Starkstromkabel zeichnen sich die Schlagadern unter ihrer Haut ab. Beide Bullen haben die Größe eines italienischen Kleinwagens und vergleichbar viel Kraft. Schwer atmend stehen sie in einem Patt verhakt. Mit aller Kraft versuchen die Tiere einander wegzuschieben. Dann, schlagartig, gibt einer der Bullen nach. Jubel in der Menge.
Auch Igor Illić steht hinter dem Zaun und verfolgt den Kampf. Er will sehen, was die Konkurrenz zu bieten hat. Heute wird er selbst mit einem Stier hier antreten.
Er heißt Šaronja, das ist ein typischer Name für einen Bullen mit einem unterschiedlich gefleckten Fell. Bislang hat er zehn Kämpfe bestritten und dabei sehr gut abgeschnitten. Acht Siege und zwei Niederlagen, heute ist der elfte Kampf. Wir sind sehr zufrieden mit ihm. Er ist ruhig und man kann gut mit ihm arbeiten. Wir sind sehr glücklich, ihn in unserem Stall zu haben.
… vollständige Reportage hören (Deutschlandfunk Kultur — Die Reportage)